Klavierquartett Nr. 1 in g-moll , KV 478

Wolfgang Amadeus Mozart
1785
Dauer: 24'
Allegro
Andante
Rondo: Allegro

Angesichts der Meisterwerke, welche die beiden Klavierquartette Mozarts darstellen, ist es bedauerlich, dass ein geplantes drittes nicht zustande kam. Die neuartige Gattung, zudem mit so viel neuartiger Musik und ernsthaftem Anspruch verbunden, hatte beim damaligen Publikum keinen Erfolg, obwohl sie im Bereich der Kammermusik das Pendant zu den Klavierkonzerten bildet, die zu den beliebtesten und schünsten Instrumentalwerken Mozarts gehüren. Man spört auch hier Mozarts Vorliebe und Vertrautheit mit seinem eigenen (Haupt-)Instrument öberall. Die Quartette sind allerdings echte Kammermusik, nicht wie die auch mit Klavier und Streichquartett aufföhrbaren Klavierkonzerte KV 413-415 und 449 (1782-84). Das Klavier ist bei aller Virtuosität vorbildlich ins Gesamtgeföge eingebaut. So wird das g-moll-Quartett im Unisono aller vier Instrumente mit einer impetuosen Fanfarengeste dramatisch erüffnet. Das Klavier kontert mit einer vehementen punktierten Aufwärtsbewegung, welche zunächst, noch immer im forte, in eine abwärts föhrende Tonleiter möndet. Die Passage endet piano mit einem weiterhin wichtigen Motiv. Sogleich wird die ganze Passage harmonisch variiert wiederholt. Dann öbernehmen die Streicher die Föhrung, während das Klavier daneben seinen Oktavsprung aufwärts abwandelt; mit diesem Motiv kommt es zu einer weiteren unisono-Passage. Dann kehrt das Kopfmotiv, zuerst in den Streichern, dann im Klavier, wieder. Schon der so einfach wirkende Beginn belegt die sorgfältige Ausarbeitung. Die Tonart g-moll zeigt sich in diesem Satz nicht, wie üfter bei Mozart, von der traurig-empfindsamen Seite, sondern dramatisch. Der Satz endet in einer vehementen Coda, worin die Streicher das Kopfmotiv pathetisch den virtuosen Sechzehntelfiguren des Klaviers entgegensetzen. Damit ist es mit der Dramatik in diesem Werk vorbei. Das herrliche Andante in B-dur setzt mit dem vom Klavier eingeföhrten innigen Thema den grüssten denkbaren Kontrast. Wer im Finale eine Röckkehr zu Klang und Tonart des Kopfsatzes erwartet, sieht sich getäuscht. Ein konzertantes, wieder vom Klavier solo erüffnetes G-dur-Rondo föhrt das Werk spielerisch-virtuos zum Ende. Das heitere Thema stönde jedem Klavierkonzert gut an, doch ist das Gleichgewicht nie verschoben. Mozart nimmt im Klavier zwei eingängige Themen vorweg, das Hauptthema seines D-dur-Rondos KV 485 (Januar 1786) sowie einen Voranklang an das Andante-Thema aus Haydns Paukenschlagsinfonie (1792), allerdings ohne dessen Öberraschungseffekt. Mozart hat im Autograph den Finalsatz nicht bezeichnet; alla breve genögte ihm offenbar. Im Erstdruck (Hoffmeister, Wien 1785/86) erscheint Rondeau und erst 1823 in der sorgfältigen Ausgabe von J. André die wohl doch apokryphe Tempoangabe Rondo. Allegro moderato, die heute auch in der NMA und in Urtextausgaben auftaucht.

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